Neue Ausstellung in der Wandelhalle würdigt Verdienste von Peter Schultheis als Sammler und Mäzen

Bad Wildungen(pm). Wenn ein mancher Wildunger an die kulturellen Ereignisse der vergangenen Wochen zurückdenkt, so wird ihm eines sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben: die Eröffnung der neuen Sonderausstellung zum Gedenken an den Sammler und Mäzen Peter Schultheis (1940-2021). Sie fand am Samstag, 9. März, in der Wandelhalle Bad Wildungen statt. Zunächst begrüßten Bürgermeister Ralf Gutheil und Pfarrer Christof Hartge, langjähriges Vorstandsmitglied der Gemeinschaft der Freunde Schloss Friedrichstein e.V., die rund 130 Gäste im Quellensaal, unter denen sich auch zahlreiche Mitglieder der Familie Schultheis fanden. Musikalisch wurde die Veranstaltung von der Kantorei Bad Wildungen begleitet, die mit ausgewählten Stücken für einen würdevollen Rahmen sorgte. Prof. Dr. Bernd Küster, ehemaliger Direktor der Museumslandschaft Hessen Kassel, Kenner der Willingshäuser Malerei und Wegbegleiter von Peter Schultheis, führte in die Kunstausstellung ein, die mit Werken Wilhelm Thielmanns und Albert Schindehüttes von außerordentlicher Qualität ist. Obgleich jeder der Redner zur Eröffnung ganz unterschiedliche Facetten des vielseitigen Wirkens von Schultheis beleuchtete, verband sie an diesem Tage doch eines ganz entschieden: die tiefe Dankbarkeit, mit der sie den unermüdlichen und jahrzehntelangen Einsatz des charismatischen Wildungers zur kulturellen Belebung von Schloss Friedrichstein, der Kurstadt Bad Wildungen und der Region Nordhessen würdigten. Peter Schultheis verstarb am 24. Oktober 2021 nach kurzer schwerer Krankheit. Auch nach knapp drei Jahren ist dieser Verlust noch immer kaum zu greifen. Er fehlt. Gleichsam hinterlässt er ein einmaliges künstlerisches Erbe, das nun bis zum 5. Mai täglich in der neuen Sonderausstellung der Städtischen Museen Bad Wildungen erlebt werden kann.

Sonderausstellung zeigt Werke von Thielmann und Schindehütte

Nach dem offiziellen Teil bot sich den Gästen die Gelegenheit, die bedeutende Sammlung Schultheis im 2. Stock der Wandelhalle Bad Wildungen zu erkunden. Zunächst trifft man hier auf die scharfsinnigen Werke des Malers und Grafikers Wilhelm Thielmann. Als einer der bedeutendsten Vertreter der Willingshäuser Malerkolonie spiegeln seine Gemälde und Radierungen in sinnlich-romantischer Manier das alltägliche und traditionsreiche Leben der Schwälmer Bauern um 1910 wider – „von der Wiege bis zur Bahre“, wie sein Malerkollege Carl Bantzer anzumerken wusste. Mit Paraphrasen zu besonderen Radierungen Thielmanns leitet Albert „Ali“ Schindehütte persönlich zu seiner Kunst über. Der aus Breitenbach bei Kassel stammende Zeichner und Grafiker (geb. 1939) bildet die zweite Säule der exklusiven Sonderausstellung. Von den frühen Druckarbeiten der 1960er Jahre über die intensive künstlerische Auseinandersetzung mit den Märchen der Brüder Grimm und ihren Zuträgern ab den 1980er Jahren zu den berühmten Riesenholzschnitten ist das breite Spektrum der Kunst Albert Schindehüttes abgebildet. Über 20 Jahre verbanden ihn und Peter Schultheis eine enge freundschaftliche Beziehung. So ließ es sich der Künstler nicht nehmen, persönlich die Hängung seiner Bilder vorzunehmen und zur Vernissage am besagten Samstag in Bad Wildungen zu erscheinen.

Wilhelm Thielmann, Selbstbildnis, Radierung, 1907, aus dem Nachlass Peter Schultheis, nachbearbeitet von Barbara Kloth. Wilhelm Thielmann zählt neben Carl Bantzer zu den wichtigsten Vertretern der Wilingshäuser Malerkolonie. Trotz seines frühen Todes hinterließ der bedeutende Künstler in weniger als drei Jahrzehnten ein umfangreiches malerisches und grafisches Werk, das sich voll und ganz der Landschaft und dem Leben in der Schwalm verschrieben hatte. Die besondere Qualität der Kunst Wilhelm Thielmanns kann vom 9. März bis zum 5. Mai 2024 in der Wandelhalle Bad Wildungen erlebt werden.
Albert Schindehütte, Selbstbildnis, 2002, aus dem Nachlass Peter Schultheis, nachbearbeitet von Lisa Beutler. Albert Schindehütte wurde 1939 in Breitenbach bei Kassel geboren. Sein künstlerisches Talent führte ihn zunächst an die Kasseler Werkkunstschule, wo er Grafik, Druck und Werbung studierte. Es folgte der Umzug nach Berlin und die Mitbegründung der „Werkstatt Rixdorfer Drucke“, bevor er seine Wirkungsstätte nach Hamburg verlagerte. Das Werk von Schindehütte ist sehr vielseitig. Berühmt machten ihn unter anderem die Paraphrasen zu den Grimmschen Märchen. Wie die Ausstellung in der Wandelhalle Bad Wildungen beweist, lassen sich jedoch auch zu Wilhelm Thielmann überraschende Parallelen finden.
Besondere Danksagungen

Dass die Werke Thielmanns und Schindehütte in Form dieser Ausstellung gezeigt werden, ist der beherzten Initiative von Prof. Dr. Bernd Küster und Albert Schindehütte zu verdanken. In engem Austausch mit der Familie Schultheis wurde das Projekt mit dem Team der Städtischen Museen Bad Wildungen realisiert und durch ein umfangreiches Rahmenprogramm aus Vorträgen und Führungen ergänzt. Beachtlich ist die Tatsache, dass all die gezeigten Bilder – wenige Ausnahmen sind neu von Schindehütte gefertigte Paraphrasen – aus einer Sammlung stammen, die über mindestens zwei Generationen hinweg gewachsen ist. Nachdem sich die Gäste nach ihrer Besichtigungstour noch einmal in familiärerem Kreise im Foyer vor der Sonderausstellung versammelten, bedankte sich Kulturamtsleiterin Lisa Beutler u.a. für die Großzügigkeit der Familie Schultheis, diese bedeutenden Kunstwerke für die Öffentlichkeit bereitzustellen. Sie übergab das Wort anschließend an ihren Vorgänger Bernhard Weller, der über 30 Jahre hinweg zahlreiche kulturelle Projekte mit Peter Schultheis realisierte und dieses große Engagement entsprechend würdigte. Manfred Hülsebruch, langjähriger Stadtarchivar und Bekannter, sprach hingegen über Anekdoten und Erinnerungen aus der Jugendzeit bis ins hohe Alter. Die vielen Erinnerungen an Peter Schultheis, der unermüdlich und so facettenreich für die Entwicklung der Kurstadt und der Region einstand, waren an diesem Tag endlich einmal gebündelt worden. Sein großes kulturelles Erbe, das er hinterlässt, ist nun lebendiger denn je. Dieses wunderbare Ereignis wird den Wildunger*innen sicher noch lange Zeit in Erinnerung bleiben.

Veranstaltungen zur Ausstellung

Mit ihrem Vortrag zum osmanischen Prunkzelt, das durch den großen Einsatz von Peter Schultheis als Vorsitzender der „Freunde Schloss Friedrichstein“ restauriert und in der Dauerausstellung des Schlossmuseums aufgestellt werden konnte, führte Diplom-Restauratorin Julia Dummer im Namen von Hessen Kassel Heritage am Donnerstag, 14. März, in die Geschichte des besonderen Exponates auf Schloss Friedrichstein ein. Der nächste Vortrag, diesmal von Christiane Kohl, Intendantin des Literarischen Frühlings, findet am 4. April um 15 Uhr im Foyer vor der Sonderausstellung statt. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Das vollständige Rahmenprogramm zur Ausstellung ist auf der Webseite der Städtischen Museen Bad Wildungen unter www.bad-wildungen.de/museen einsehbar. „Sammler und Mäzen. In Erinnerung an Peter Schultheis (1940-2021). Werke von Albert Schindehütte und Wilhelm Thielmann“, 9. März bis 5. Mai 2024 in der Wandelhalle Bad Wildungen, 2. OG. Täglich von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, Eintritt frei.